Negatief-23 – 12/2009-01/2010

Power-Electro mit Leidenschaft und Schmerz

Die vier Jungs von To Avoid aus Berlin und Brandenburg warten aktuell, nach nicht weniger als dreieinhalb Jahren Pause, mit einer höchst explosiven EP auf. Der Name der Scheibe ist dabei als eine Art Selbsttherapie zu verstehen. Die Höhen und Tiefen der Band und jedes einzelnen Mitglieds wurden in die Songs gepackt und so verarbeitet. „Passion“ steht für die Lust am Weitermachen und „Pain“ für die Niederschläge der letzten Jahre. Wer auf wirklich persönlichen Electro steht, wird an dieser CD seine wahre Freude haben.

Vielleicht ist es noch etwas früh dies zu fragen, aber wie seid ihr mit dem Ergebnis der EP zufrieden?
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir mit dem Gesamtergebnis sehr zufrieden sind. Wir haben wieder eine Platte geschaffen, die unseren eigenen hohen Anforderungen standhält und den typischen To Avoid Stil, sowie zugleich auch eine Weiterentwicklung im Sound widerspiegelt. Bleibt nur abzuwarten, inwiefern die Songs letztendlich auch den Leuten daheim oder im Club gefallen.

Was soll uns der Titel „Passion And Pain“ sagen?
Die Namenswahl „Passion And Pain“ klingt anfänglich wohl ziemlich klischeehaft, wenn man sich in einer Szene bewegt, die mit Klischees nur so um sich wirft. Tatsächlich aber hat dieser Titel für uns persönlich einen sehr eigenen Stellenwert und Bezug. Wir verstehen den Song und die Idee dahinter eher als kleine Hymne, die unsere letzten Jahre bis zu dieser VÖ begleitete. So hatten wir beispielsweise nach der VÖ von „VITP“ damals einen ausgiebigen Rechtsstreit mit dem früheren Label, einen erheblichen Wasserschaden im Tonstudio, schwere gesundheitliche Probleme unseres Sängers (Lungen-OP) sowie den Ausstieg eines ehemaligen Bandmitgliedes, familiäre Trennungen usw., was uns alles sehr bewegte und in der Produktion auch beeinträchtigte.

Stellt doch mal die Band vor und beschreibt eure Musik.
Bis zur VÖ unseres ersten Albums hatten grandT und m.a.r.c schon ein paar Demotapes fertiggestellt, aber noch nichts offiziell veröffentlicht. Der Kern der Band existiert bereits seit 1998. Im Jahre 2003 kreuzten sich dann die Wege von cheffe und den beiden hinsichtlich eines Konzertes. Die Sympathie stimmte sofort und man beschloss, gemeinsam die Musik von To Avoid einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Sehr auffällig ist euer militärischer Look. Ist das Provokation oder nur eine Rolle? Habt ihr keine Angst in eine politische Ecke gedrängt zu werden?
Unser Bühnenoutfit würden wir weniger als militärischen Look und erst recht nicht als Darstellung einer etwaigen politischen Gesinnung bezeichnen. Vielmehr mögen wir einfach den klassischen Stil. Es ist schlicht ein Bühnenoutfit, das uns gefällt und durch das einheitliche Erscheinungsbild zudem den Zusammenhalt der Band wiedergibt. To Avoid ist eben nun mal eine Einheit aus vier Mitgliedern. Politisch sind wir demzufolge auch total unbefleckt. Die EBM/Electroszene ist meines Erachtens die wohl sympathischste Szene, bei der Landesgrenzen oder kulturelle Unterschiede keine Rolle spielen. Wer uns kennenlernt, wird auch merken, dass wir politisch gesehen keine Vorurteile gegen andere Kulturen hegen oder ähnliches.

Die zweite Hälfte der Scheibe ist Remixen gewidmet. Wie kamen die Kontakte zustande?
Die Scheibe ist als EP eine Mischung aus eigenen Tracks und Mixen, die einen Vorgeschmack auf den neuen Longplayer geben sollen. Gleichzeitig sind unsere EPs stets etwas clubtauglicher ausgelegt, während unseren Alben prinzipiell ohne Remixe daherkommen. Grundidee war es jedoch, Bands anzusprechen, deren Musik wir selber gerne hören. So auch eben Jörg von Cephalgy, welcher ebenfalls ein guter alter Freund von uns ist und den wir mittlerweile seit 2005 kennen. Der Second Disease Song war ein Wunsch von cheffe, der schon immer mal einen Track von seinen alten Helden haben wollte. Danke nochmals an die Jungs, die uns zugearbeitet hatten.

Heiko Nolting

www.myspace.com/toavoid
VÖ “Passion and Pain”: 14.12.2009